In den 1970ern, als Ina May Gaskin anfing, sich mit dem Thema Gebären zu beschäftigen, war es in den USA gerade modern, zwei Drittel aller Frauen per Forceps zu entbinden. Ähnlich wie heute, in einer Zeit hoher Sectioraten, war es auch damals an der Zeit, dass sich die Geburtshilfe verändert. Der Blick auf die Frauen, auf ihre Gebärfähigkeit
musste infrage gestellt werden.
Als Ina May Gaskin 1971 eines der ersten außerklinischen Geburtszentren in den USA gründete „The Farm Midwifery Center" wurde ihr und ihren Kolleginnen die Bedeutung des Beobachtens und des Begleitens statt des Anleitens bewusst. Daraus entstand eine Geburtshilfe, die die Fähigkeit der Frauen, ihre Kinder zu gebären, in den Vordergrund stellt. Zu den Erkenntnissen, die durch die enge Begleitung und den Austausch mit den Frauen entstanden sind, gehört die Einsicht, dass es keinen Grund gibt, die Geburt mit Zeitvorgaben zu belegen, und zu verstehen, dass Bewegung eine Voraussetzung für einen sicheren Geburtsprozess ist – all das in einer Zeit, in der die operative Geburt in Rückenlage das „Normale" war. Ina May Gaskin bringt einen Schatz an Hebammenwissen mit – und eine Kraft und einen Willen, die Geburtskultur im Sinne einer positiven, stärkenden Lebenserfahrung zu verändern.